Hier im Forum, aber auch "draußen", z.B. beim Podcast der KBV-Vorstände Gassen und Hofmeister, zeigt sich leider immer noch, dass ein großes Missverständnis zu den Inhalten, der Vollständigkeit und der Qualität der Inhalte der ePA auf Seiten der (Zahn)Ärzteschaft existiert.
Für dieses Missverständnis ist allerdings auch der Gesetzgeber verantwortlich, in dem er die ePA als versichertengeführte Akte beschreibt. In der Ausgestaltung und Nutzung ist die ePA tatsächlich aber die gemeinschaftliche Akte von Patienten und seinen ihn Behandelnden.
D.h., dass die ePA aus Arztsicht sehr wohl arztgeführt ist und zusätzlich auch Dokumente des Patienten enthalten kann - die (Zahn)Ärzte in der Standardansicht im (Z)PVS auch problemlos ausblenden können. Health Professionals erhalten damit eine arztgeführte Akte, die so vollständig ist, wie die teilnehmenden (Zahn)Ärzte die ePA eben nutzen. Es hängt also maßgeblich von den medizinischen Akteuren selbst ab. Sie entscheiden über die Vollständigkeit der ePA! 🙂 Natürlich hat der Patient das letzte Wort zur Frage, ob ein Dokument in die ePA kommt oder nicht. Aber realistisch betrachtet wird ein vernünftiger Mensch (und das sind, neben allen "besonderen" Patienten doch die Mehrzahl) Dokumente nicht aus seiner ePA löschen, wenn sein Arzt ihm sagt, dass die Dokumente in der ePA hilfreich für seine Versorgung sind.
Und durch das "arztgeführt" ist auch gleich die Frage nach der Qualität der Dokumente in der ePA beantwortet: → Es sind ärztliche Dokumente. → Unverfälscht. → Und als solche in der ePA auch immer für jeden Arzt zweifelsfrei erkennbar. Der Patient kann also keine ärztlichen Dokument in der ePA verfälschen.
Seit wann ist Zeitersparnis Spielerei? 🤔 Jedes Dokument, das ein MFA, Arzt oder Zahnarzt nicht erst mühsam per Telefon, Fax oder KIM bei einem Kollegen anfordern muss, sondern direkt griffbereit in der ePA findet, spart massiv Zeit. Schon bei einem Dokument. Je mehr (Zahn)Ärzte ihre potentiell für Kollegen wertvollen Dokumente in die ePA einstellen, desto mehr Nutzen erzeugt die ePA für die (Zahn)Ärzte.
Das ist bei Ärzten mit Laborbefunden und Arztbriefen sicherlich häufiger der Fall, als für Zahnärzte. Aber mit zunehmender Verbreitung des digitalen Röntgens können ganz problemlos auch die radiologischen Aufnahmen in die ePA gebracht werden. Direkte Verfügbarkeit der Aufnahmen. Das wäre ein echter Fortschritt.
Bei dem Thema arztgeführt/versichertengeführt handelt es sich aber nicht nur darum, dass einige hier was naiv nicht verstanden hätten. Es entstehen viele berechtigte Fragestellungen aus der ärztlichen Praxis, wenn der Patient die "Datenhoheit" hat. Ärzt:innen wissen eben nicht, ob sie einen "vernünftigen Menschen" (wobei ich glaube, es gibt durchaus vernünftiger Gründe, nicht alle Doks in der ePA zu haben) vor sich haben. Zudem stellt sich dann die Frage, wenn sowieso fast alle "vernünftige Menschen" sind, warum die Akte dann nicht gleich arztgeführt ist. Und es geht nicht nur um Vollständigkeit, sondern auch um Aktualität, Menge der Daten, wenn auch der Versicherte selbst Daten einstellen kann usw. Dafür gibt es immer Lösungen, Prozesse, technische Hilfsmittel, aber es ist in Summe dadurch nicht einfach und je komplexer die zu beachtenden Prozesse, technischen Unterstützungsleistungen (bspw. von Primärsystemen) desto höher die Akzeptanzhürden. Die ePA kann sicher die Versorgung maßgeblich verbessern, wird das aber nur wenn alle mitmachen. Und das erreicht man m.E. eher durch einfache, gut bedienbare, weitgehend selbsterklärende Produkte. Produkte, die teils durch Ankündigungen weiterer Versionen und weiterer Produkte immer komplizierter werden, obwohl sie noch nicht mal in der Versorgung richtig angekommen sind bzw. wenn sie ankommen "nicht richtig funktionieren" kann man natürlich versuchen zu kommunizieren, zu erklären, auch zu sanktionieren wenn nötig, aber das alleine wird nicht in absehbarer Zeit zum Erfolg führen. Das ist dann nicht nur ein Aufklärungs- und Kommunikationsproblem, sondern eine Gestaltungsproblem.
Zitat von FS007 im Beitrag #5Wenn ich ein Bild brauche, rufen wir den Kollegen an und lassen uns das Bild (ohne Patientenbezug) per E-Mail schicken.
Toll, dass Sie das so machen. Wirklich! 👍 Ich hatte über die letzten 20 Jahre mit vielen Zahnärzte, Kieferchirurgen und -orthopäden, Endodentologen etc. zu tun - aber gemailt hat von denen (auch untereinander scheinbar) keiner. Aber das war bei mir ja trotzdem nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Professionsbereich.😉
Zitat von fjh im Beitrag #4Zudem stellt sich dann die Frage, wenn sowieso fast alle "vernünftige Menschen" sind, warum die Akte dann nicht gleich arztgeführt ist.
Wenn wir uns dies einmal hypothetisch vorstellen, so haben wir vor allem ein großes Problem: "Die Ärzte sammeln meine Daten!!!" - alleine schon um vielen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen kann ich mir vorstellen, dass deswegen die Datenhoheit beim Patienten liegt. Eine EPA -> Ein Patient -> Viele Ärzte ist immerhin auch leichter zu verwalten als Eine EPA -> Viele Ärzte -> Ein Patient. Alleine schon aufgrund von Berechtigungen ist (und soll) der Patient, um dessen Daten es ja letztendlich geht, auch entscheiden dürfen, wie seine EPA bestückt wird. Grundsätzlich gilt immerhin: Jeder Patient sollte die Verantwortung über seine Gesundheit übernehmen und dementsprechend auch seine EPA tatsächlich vernünftig verwalten.
Zitat von FS007 im Beitrag #5Wenn ich ein Bild brauche, rufen wir den Kollegen an und lassen uns das Bild (ohne Patientenbezug) per E-Mail schicken. Wird schon seit 20 Jahren so gemacht; keine Probleme, keine Kosten, kein Ärger mit KIM&Kollegen und dauert 30 Sekunden.
Nun ist der Kollege aber im Urlaub, krank oder bereits im Feierabend, dann muss eben auf das Ergebnis gewartet werden - leichter wäre es dann doch, wenn ohnehin schon eine Überweisung (Muster 6) vorlag, dass der Anwender proaktiv die Daten in die EPA hochlädt. In der Regel sind durch digitale Geräte ohnehin bereits sämtliche Informationen vorhanden, kurz gesagt: Ein Rechtsklick > Hochladen in EPA, fertig. Der Vorteil liegt doch auch darin, dass, wenn der Inhalt nun in der EPA ist, nicht nur Sie diese einsehen können, sondern auch der Patient (welcher sicherlich auch einmal seine Knochen sehen möchte) inkl. weiterer Ärzte die ebenfalls Zugriff auf die EPA haben - diese können sich also darauf verlassen, ohne lästig zurückverfolgen zu müssen, wie sie nun an die Dateien kommen. Auch 2 Jahre später, wenn vielleicht wieder diese Dateien behandlungsrelevant sind, kann wieder auf die EPA (meinetwegen als Backup-Cloud) verwendet werden. Und auch bei einem Arztwechsel hat dieser die Möglichkeit, seine Informationen unter anderem aus der EPA zu beziehen.
Zitat von FS007 im Beitrag #5Wie sieht das denn in Zukunft aus ? Pat. muß Einverständnis geben, seine Karte muß wohl gesteckt sein, er muß eine PIN eingeben (die er natürlich zu Hause vergessen hat), muß deshalb nochmal nach Hause gehen, wieder Karte einstecken, ePA Zeugs aufrufen, funktioniert nicht wegen Störung bei CGM warten bis Störung behoben ist, Pat. muß nochmal kommen, Karte wieder einstecken, ePA Zeugs aufrufen und ...... da ist das Bild endlich !
Grundsätzlich reicht es, wenn der Patient seine EPA auf dem Handy hat, kann dort (ohne Karte) und durch Eingabe einer PIN (die er natürlich im Kopf haben sollte) den Arzt suchen und ihm dort eine Berechtigung geben.
Alles in allem finde ich ist die EPA eine nette Idee - aber, wie bereits vorher erwähnt wurde, MÜSSEN ALLE Ärzte an einem Strang ziehen und die EPA auch verwenden. Ansonsten handelt es sich hierbei nur um verschwendete Steuergelder. Des weiteren haben aktuell statistisch gesehen eher ältere Menschen einen hohen Bedarf an ärztlichen Leistungen, für die lohnt sich die EPA also. Nur ist hier das Problem, dass diese natürlich entweder technisch Informiert sein müssen, oder Enkel sich die Zeit nehmen, die Senioren darauf vorzubereiten. Und dort sehe ich eigentlich die größte Gefahr, an der das Projekt scheitern kann.
ZitatUnd was ist, wenn ePA nicht geht ? "Dann muß eben gewartet werden" !
Wenn die ePA nicht geht, macht man das, was man vor der ePA-Zeit gemacht hat. Wenn das Auto nicht fährt, gehe ich zu Fuß. Aber nur weil das Auto mal ausfallen könnte, verzichte ich doch nicht gänztich auf's Auto. 😉
Zitat von FS007 im Beitrag #9Und Sie glauben im Ernst, das kann jeder 85jährige ?
ZitatSie haben keine Ahnung von den Arbeitsabläufen in einer Praxis: Zunächst mal müsste der Patient sein Einverständnis hierzu gegeben haben. 1 Tag Zugriff ? 7 Tage Zugriff ?. Die Einverständniserklärung des Patienten muß dokumentiert werden, 10 Jahre Aufbewahrungspflicht. Dann ist noch die Frage: wohin soll hochgeladen werden ? ePA ist in Hunderte Kategorien unterteilt. Der Patient muß sein Einverständnis zu einer bestimmten Kategorie geben.
Hier liegen ein paar Missverständnisse vor: 1. Das Einverständnis des Patienten muss nicht gesondert dokumentiert werden. Technische Einwilligung per App oder eGK+PIN ist völlig ausreichend. 2. Sie wählen die Ziel-Kategorie beim Upload nicht selbst, das macht die ePA automatisch. 3. Daher muss der Patienten auch nicht sein Einverständnis zur Kategorie geben
Zitat von FS007 im Beitrag #9Und was ist, wenn ePA nicht geht ? "Dann muß eben gewartet werden" !
Also alles viel weniger aufwändig, als befürchtet. ☺
ZitatUnd Sie glauben im Ernst, das kann jeder 85jährige ?
Mit Sicherheit kann das nicht jeder 85jährige. Aber erstens haben Sie ja sicher nicht nur 85jährige Patienten, die das nicht können und zweitens gibt es ab ePA 2.0 die Vertreteroption. Und für die, die dann immer noch nicht können oder wollen, können ja die alten Verfahren genutzt werden. (siehe Auto-Beispiel von oben). Und BTW: Ich bin noch keine 85 und würde meine radiologischen Aufnahmen gerne in meiner ePA haben - zusammen mit meiner zahnmedizinischen Materialliste.
ZitatMal schauen, wieweit wir nächste Woche kommen ... ich werde berichten
Was Sie bei der Einrichtung der ePA beschreiben, hätte genau so gut auch die Einrichtung des neuen Bankkontos meiner Frau sein können. Dort laufen die gleichen "Spielchen" ab, mit multiplen Zusendungen per Post, multiplen Apps, Video-Ident, diversen PINs und temporären Codes... Sie ist sicherlich nicht "IT-unfähig", hatte es aber binnen 3 Wochen nicht hinbekommen. Überall dort, wo man sicher sein will (oder gesetzlich gefordert sicher sein muss), dass wirklich und ausschließlich die echte, richtige Person mit dem zugeordneten digitalen Konto interagiert, laufen die Prozesse so ab. Willkommen in der Zeit der "digitalen Sicherheit". Das wird uns noch lange so begleiten, bis wir wirklich mal flächendeckende und leicht nutzbare digitale Identitäten haben, die wir branchenübergreifend verwenden können. Mit dem nPA könnte das gehen - aber das wird wohl noch "etwas" dauern. Von daher ist die ePA nicht komplizierter anzulegen als ein neues Bankkonto. Auch das muss man heutzutage hinbekommen (denn ohne Bankkonto geht's nicht mehr). Zugegeben nicht schön, aber wie gesagt derzeit kaum zu ändern (bei den bestehenden Rahmenbedingungen).
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Ich weiß ja, dass Sie kein Fan der ePA sind - müssen Sie ja auch nicht werden 😉 Aber die Faktenlage würde ich schon korrekt darstellen:
Zitat von FS007 im Beitrag #12Unsinn. Ein Onlinekonto kann man per PostIdent eröffnen. Einfache Sache.
Sie haben schon lange kein neues Konto mehr eröffnet... Wie ich sagte, meine Frau ist gerade mit einem neuem Konto bei der Commerzbank durch. Da war nichts einfach. Drei Apps mussten installiert werden, etliche Briefe und multiple Codes (Ziffern und QR).🤷♂️
Zitat von FS007 im Beitrag #12Niemand hat bislang ePA gebraucht und niemand wird es in Zukunft zwingend brauchen (anders als ein Bankkonto). Schon aus diesem Grunde werden die Versicherten diesen Aufwand nicht treiben wollen.
„Ich glaube an das Pferd. Das Auto ist nur eine vorübergehende Erscheinung.“ - Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) Wie sich das beim Auto entwickelt hat ist bekannt. Wird spannend rückblickend in 10 Jahre zu sehen sein, wie die Entwicklung der ePA dann ausgesehen haben wird.
Zitat von FS007 im Beitrag #11Um Röntgenbilder in Ihrer tollen ePA abzulegen,müßte ich diese scannen. Das geht nur mit hochwertigen Durchlichtscanner, den ich und viele andere Kollegen nicht haben.
Ich hatte in den letzten Jahrzehnten mit vielen Zahnärzten, Kieferchirurgen und Kieferorthopäden zu tun. Richtig, nicht alle haben die Möglichkeit zum Scannen und verwenden Analog-Röntengeräte. Aber die meisten mit denen ich zu tun habe, habe mittlerweile tatsächlich Digital-Röntgen im Einsatz. Das heißt ja nicht, dass jetzt jeder ZA nachziehen soll. Aber für die, bei denen die Aufnahmen bereits digital vorliegen, können sie halt auch einfach hochgeladen werden - und stehen dann mir und den nachbehandelnden Zahnärzten zur Verfügung. Ich wüsste nicht, warum man darauf verzichten sollte.
Zitat von FS007 im Beitrag #13lar, und der 85jährige weiß die 6stellige PIN und kann mit der App umgehen. Völlig weltfremde Vorstellung.
Ich hatte glaube ich schon mal geschrieben, dass ich nicht annehme, dass Ihr gesamter Patientenstamm aus 85jährigen besteht. Meine Schwiegermutter ist übrigens 82 - und kommt mit Smartphone und ecKarte im Supermarkt und Geldautomat hervorragend klar. Mit PINs hat zu dort keine Probleme. Entsprechend wird sie auch mit der ePA keine haben.
Zitat von FS007 im Beitrag #13Achso. Und wenn dann jemand anders diese Daten herunterladen will, darf er raten in welcher der Tausend Kategorien sich diese befinden. Na Klasse !
Ich merke, dass wir hier mal einen Talk mit Erläuterungen zu den Kategorien und Metadaten der ePA aufmachen müssen. 😉 Für dieses Beispiel: Röntgenbilder des ZA landen in ePA 2.0 automatisch in der Kategorie "Zahnärztliche Dokumente". Beim Upload werden dem Bild die Metadaten mitgegeben, u.a. "JPG, Bild, Röntgen, Fachrichtung Zahnarzt". Über diese lassen sich dann z.B. alle Röntgenaufnahmen von zahnärztlichen Einrichtungen leicht finden. Alle mit Info welche Einrichtung und wann die Aufnahme gemacht wurde. Damit weiter leicht filter und sortierbar. 🙂
ZitatWürde das denn folgendes bedeuten: Herr Spahn kommt zu mir, weil ihm eine Füllung herausgefallen ist. Da er bekanntlich sehr IT-Affin ist, gibt er mir das Einverständnis. Kann ich dann auch die Akte seines Psychiaters einsehen, die dieser hochgeladen hat ?
Technisch gesehen: Ja, sofern Ihnen Herr Spahn (ab ePA 2.0) nicht nur Zugriff auf die zahnärztlichen Dokumente, sondern auf seine gesamte Akte gegeben hat. Diese Zugriffsmöglichkeit heißt aber nicht, dass Sie diese rechtlich nutzen dürfen. Es ist gesetzlich geregelt, dass Ihnen der Zugriff nur auf behandlungsrelevante Dokumente gestattet ist. Im Streitfall müssten Sie also medizinisch begründen können, warum Sie für die Erneuerung der Füllung die psychiatrischen Dokumente einsehen mussten (die übrigens sowieso meist nicht hochgeladen werden). Es ist hier wie mit vielem: Nicht alles was möglich ist (150km/h in der Stadt) ist auch erlaubt.🤷♂️
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Die ePA als arztgeführte Akte
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04.10.2021 09:12
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