Zitat von MLangguth im Beitrag #1Papierausdruck ist nur informativ, Apotheke benötigt für Dispensierung immer Online-Zugang zum eRezept-Server.[
Guten Abend,
vielen Dank für den Beitrag.
Hierzu hätte ich eine praktische Frage: das, was Sie schreiben bedeutet, wenn ich es richtig verstehe dann, dass bei Nichtverfügbarkeit der Telematikserver kein Rezept ausgestellt werden kann?
- wenn ich aktuell so bedenke, wie oft regelmäßig Dienstags ab 14h vorübergehend schon der VSDM-Abgleich nicht funktioniert, weil die Telematik-Server temporär wegen (Wartungsarbeiten? oder ....?) nicht erreichbar sind - dann frage ich mich, ob ich Dienstags ab 14h noch ein dringendes Rezept ausstellen kann ohne evt. davon ausgehen zu müssen, dass die Apotheke dann es akut nicht einlösen kann, weil grad der Erezept-Server nicht verfügbar ist?!? ;-))
So oder so: Wie sieht der analoge Emergency B-Weg für "Server temporär kurz/mittel/längerfristig nicht erreichbar" aus: Gibt es klare Handlungsvorgabe? Wurde evt. darüber schon was publiziert ? Ich denke da an die Flächenstörung Telematik /Probleme mit Zertifikaten usw.... bei VSDM war das ja alles noch uns hier an der Front egal- aber wenn es dann um AU, Rezept, Zugriff auf EPA usw. geht, dann ist das ganze zeitkritisch und gehört in dem Anfordeurngsbereich: hochverfügbar... und wenn es dan nicht verfügbar ist, wie muss/kann /darf ich mich dann verhalten?
Das ist ein guter und wichtiger Punkt, der in der Tat aus meiner Sicht zu schwach beleuchtet ist. Die aktuelle Regelungslage (soweit mir bekannt):
Hat der Arzt techn. Probleme (TI oder eRezept-Server nicht erreichbar, lokale IT-Probleme), dann stellt er ein Papierrezept aus (Muster 16)
Hat ein Apotheker Probleme mit dem Abruf von eRezepten, geht der Patient ohne Medikamente wieder raus!
Es gibt einfach (bislang) keine definierte Rückfallposition, dass ein Apotheker ein eRezept dispensieren und es dann später bei technischer Verfügbarkeit "buchen" könnte. Natürlich kann das ein Apotheker auf eigenes Risiko so machen - allerdings trägt er dann das Risiko, dass der Versicherte das Rezept dann vielleicht schon ein zweites Mal bei einem anderen Apotheker eingereicht hat. In diesem Fall kann Apotheker 1 nicht abrechnen - und es gibt keine definierte Stelle, an die er sich zur Auflösung dieser Doppeldispensierung wenden könnte.
Hier fehlt auf Seiten gematik und des Bundesmantelvertrags aus meiner Sicht einfach noch die Würdigung realer Probleme. Kein "Notfallkonzept" auf Apothekenseite.
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Da der mitgebrachte Ausdruck / Code kein gültiges Rezept ist, sondern nur den Zugang zu diesem ermöglicht (der im Fall eines Ausfalls nicht möglich ist) - würde der Apotheker sich strafbar machen. Stand heute.
Gleichzeitig; - wird der Kassenbuchungsvorgang (mit Zeitstempel etc pp) mitgeloggt (Finanzamt, Kassensicherungsverordnung) - wird die Seriennummer der Arzneimittelpackung (mit Zeitstempel etc pp) mitgeloggt (Securpharm, Fälschungsschutz)
Würde der Apotheker sich in dem Moment strafbar machen; - das Risiko die Packung auf eigene Rechnung verschenkt zu haben - das Risiko die Packung strafbar abgegeben zu haben (Abmahnungen, Anzeigen, Erpressbarkeit ... Konkurrenz, andere Patienten die nichts kriegen (weil z.B. nicht persönlich bekannt oder so), Testkäufer) - das Risiko von Anomalien im Finanzamt-Analyse-Tool (Betriebsprüfung Jahre später, Schätzung) - das Risiko von Anomalien im Securpharm-Analyse-Tool (Prüfung durch Pharmazierat/Amtsapotheker/... Jahre später, Betriebserlaubnis der Apotheke und Approbation des Apothekers bei nachgewiesener Unzuverlässigkeit, wie z.B. durch strafbare Abgabe von Arzneimitteln ohne Rezept)
Wenn hier keine echte(!) Hochverfügbarkeits-Lösung (99,99...% Ja, es gibt deutschlandweit Notdienste, auch an Wochenenden, Sonn- und Feiertags, Nachts, ...) in Planung ist... (wovon ich bisher einfach mal ausgegangen bin... den Leuten ist doch hoffentlich klar, womit sie da spielen?)
Es hat seinen Grund warum viele Apotheker heute schon mit USV (Unterbrechungsfreie Stromversorgung) und Fallback-Internet-Zugängen (Mobil, zusätzliche Leitungen anderer Technologie) ausgestattet sind... Es gibt Apotheken mit Notstromdiesel, Fallback-Servern und es wird an Cloud-Servern als Ersatz/Fallback zumindest gearbeitet (keine Ahnung wie da der Entwicklungsstand ist)...
[Edit] Nachtrag: Im weiteren sind für eine Apotheke wichtige Informationen im Ausdruck nicht enthalten (autidem Kreuz z.B.). Macht die ganze Geschichte noch unkalkulierbarer.
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Danke für die Klarstellung. Damit ist die "good-will"-Abgabe durch den Apotheker in der Regel vom Tisch.
Um so erschreckender, dass hier keine Fallback-Optionen für den Abgabeprozess vorhanden ist. Hatte ich schon vor 1,5 Jahren angemahnt... Aber scheinbar muss man in diesem Punkt wieder erst einmal gegen die Wand rennen, dass man den "realen Bedarf" erkennt und nachrüstet... 😕
Das System ist (sicher) schon auf Hochverfügbarkeit ausgelegt, da bin ich mir sicher. Aber dennoch kann natürlich auf der Strecke einiges passieren. Und für diese Ausnahmefälle sollten eigentlich Off-Line Abgaben bei der Apotheke vorgesehen sein, die aufgelöst werden, wenn das System wieder läuft. Leider ist das genau nicht Bestandteilt der Lösung. 🤷♂️
Die Fallback-Lösung laut meinem Kenntnisstand ist tatsächlich: Patient geht zurück zum Arzt und lässt sich ein Muster 16 Rezept ausdrucken.
Wir wechseln von einem dezentralen System (mit vielen Schwächen) auf ein 100% zentrales System. Ohne diese Schwächen anzugehen. Bin auch gespannt ob dieser Paradigmenwechsel wirklich strukturiert durchdacht wurde….
Unsere Praxis ist bereit, 100 % auf eRezept umzustellen.
Leider unterstützen in unserer Stadt erst 13 von 25 Apotheken eRezepte. Viele unserer Patienten kommen zudem vom Land, wo der Weg zur nächsten eRezept-fähigen Apotheke lang sein kann.
Würden wir ab sofort nur noch eRezepte ausstellen, gehen wir das Risiko ein, dass die Patienten ihre Rezepte nicht mehr einlösen können.
Aktuell sehe ich daher zwei (bzw. drei) Wege: 1. Weiterhin nur Muster 16 ausstellen und warten, bis alle Apotheken angeschlossen sind (soll ab 1. September 2022 so sein) 2. Muster 16 und eRezept parallel ausdrucken (3. Nur eRezept ausstellen und Patienten über eRezept-fähige Apotheken in der Umgebung informieren)
Nummer drei würde allerdings die freie Apothekenwahl der Patienten einschränken. Zudem bin ich mir nicht sicher, ob der Arzt rechtlich gesehen bestimmte Apotheken "empfehlen" darf, nur weil diese eRezept unterstützen und andere nicht.
Das nachträgliche Ausdrucken von Muster 16, wenn der Patient das eRezept nicht einlösen konnte, halte ich für die Praxis für unpraktikabel aufgrund des erheblichen Mehraufwandes.
Zitat von pdk im Beitrag #92. Muster 16 und eRezept parallel ausdrucken
Diese Lösung ist leider nicht zulässig, weil dadurch immer eine Doppelverordnung erzeugt würde.
Bleibt bei dieser Konstellation also nur 1. (warten auf den 1.09.22) sowie die Nachfrage beim Patienten, ob er ein eRezept will (weil er bereits weiß, welche "seiner" Apotheken das eRezept annehmen). Muss man aber als Praxis selbst überlegen, ob man diesen zusätzlichen Aufwand für das Abfragen leisten will und kann.
Zitat von MLangguth im Beitrag #11Diese Lösung ist leider nicht zulässig, weil dadurch immer eine Doppelverordnung erzeugt würde.
Stimmt, vielen Dank für den Hinweis. Da hätten wir ja auch selbst drauf kommen können. Sonst würde der Patient ja zwei Rezepte bekommen, die er dann beide einlösen könnte.
Dann werden wir bis zum 1.09. warten oder die Patienten fragen, ob sie ein eRezept wollen.
Man könnte die Patienten auch auf die Apothekensuche auf der Website "Das E-Rezept für Deutschland" verweisen bzw. mit dem Patienten zusammen dort nachschauen, ob seine bevorzugte Apotheke dort schon aufgeführt ist. Ist das der Fall, kann ein eRezept ausgestellt werden.
Gibt es inzwischen eine Fallback Option für die Abgabe im Notfall/Nachtdienst? Arzte haben das Papierrezept, für die Krankenkassen müssen die Abrechnungszentren für immer die Scannerstraßen bereithalten. (fürchtet man den Cyberkrieg?) Ich fürchte dass die Apotheken wieder die Dummen sind. in vielen Kommentaren liest man "zu doof ein ERezept zu lesen") Bei den vielen Unklarheiten und Fehlern die jetzt noch auf Papier schnell zu beheben sind wir es oft "zurück zum Arzt" geben. Die Zulassung von Freitext für die Umgehung der Prüfroutinen lässt das Schlimmste befürchten.
Ein "Fallback", nur auf Apothekenseite, ist leider (immer noch) nicht vorgesehen. Entweder das eRX lässt sich verarbeiten oder der Patient muss sich ein neues (e)Rezept besorgen. Man kann oder will sich auf Seiten gematik/Gesellschafter/BMG nicht auf einen Fallback einlassen. Vermutlich wird man erst durch Schmerzen (der Apotheker und vor allem Patienten) das Umdenken beginnen.
Bis dahin gilt allerdings: Sie dürfen als Apotheker bereits beim eRezept eine Menge "heilen" - genauer gesagt: Genau so viel, wie beim Muster 16 auch. Reicht nicht immer - aber vermutlich / hoffentlich doch öfter.
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Ich denke, je kränker der Patient, je dringender er Medikament braucht , und je später in der Nacht;-) ist meine angedachte Variante aus Arztsicht im Moment noch, dass ich dann wohl eher für diese Fälle ab 2024 erstmal gleich Muster 16 mit der Ausrede (TI ging halt grad nicht) machen werde, sofern mir das technisch nicht verhindert wird- einfach um für alle Seiten den Stress aus der Sache rauszunehmen- man kann dann erstmal mit zeitunkritischerer Folgemedikation für Chroniker Erfahrungen sammeln und mal wieder die globale beta weiterentwickeln helfen und wenn dann da alles läuft, dann erst würd ich auch Akutversorgungsrezepte per ti rausschicken...
(kritisch wird es erst, wenn die Praxisverwaltungssysteme so konfiguriert werden, dass wir gar nicht mehr anders können als es ti basiert zu machen und erst die non-ti-Alternative analog nur dann noch freigeschaltet bekommen, wenn das PVS eine TI-Störung registiert (letzteres haben wir bei uns nämlich bei dem elektronischen beantragungsverfahren: der Alternativ-Papier-HKP Ausdruck ist da nur noch möglich, wenn eine echte KIM Störung vorliegt- ansonsten gibt das System keine ALternative frei- gott sei dank ist das bislang bei eRezept anders gelöst und ich hoffe, das bleibt so)....
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22.05.2021 13:44 (zuletzt bearbeitet: 22.05.2021 14:06)
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