Hi,

muss ich als Arzt eigentlich einen Notfalldatensatz anlegen, wenn mich ein Patient danach fragt?
Für den Versicherten ist die Anwendung NFDM ja freiwillig. Aber habe ich als Arzt eigentlich die Wahl, das Anlegen oder das Ergänzen der Notfalldaten abzulehnen?

Als Versicherter hoffe ich das doch mal stark!
Wenn ich die Notfalldaten für meine Versorgung immer griffbereit auf meiner eGK haben möchte, dann sollten meine Ärzte dem auch nachkommen müssen. Sonst macht das ja wenig Sinn, wenn sich die Ärzte das aussuchen könnten...

Das kann ich prinzipiell ja verstehen. Auf der anderen Seite wird das Anlegen und Ändern der Notfalldaten nur vergütet, wenn es "medizinisch notwendig ist". Von daher sollte die Entscheidung, ob Notfalldaten angelegt werden oder nicht schon beim Arzt liegen.
Siehe hier:
https://www.kbv.de/tools/ebm/html/01640_...2460660768.html

Hm, das ist ja blöd.
Aber NFDM ist doch nicht nur Notfalldaten im engeren Sinne. Zu NFDM gehören auch meine persönlichen Erklärungen, mit Angaben wo mein Organspendeausweis, meine Patientenverfügung und meine Vorsorgevollmacht zu finden sind.
Auf
https://nfdm.gematik.de/aerzte/leitfaden...m__was_ist_das/
steht dazu:
"Der Datensatz Persönliche Erklärungen ... lässt sich auf Wunsch des Patienten von medizinischem Fachpersonal oder einem Arzt anlegen,... "

Also: Wenn ich das will, dann muss das angelegt werden. So lese ich das zumindest.
Außerdem: Könnte man das Vorhandensein einer Patientenverfügung und die Info darüber, wo diese zu finden ist, nicht als "medizinisch notwendige" Info einstufen und damit das Anlegen der NFDM abrechenbar machen?

Aktuell ist die Frage nicht eindeutig zu beantworten. Das wird aber mit dem neuen "Patientendatenschutzgesetz" eindeutig geregelt, indem der Versicherte einen Anspruch auf die Anlage und die Aktualisierung eines Notfalldatensatzes erhält: § 358 Abs. 3: https://www.bundesgesundheitsministerium...setz_-_PDSG.pdf

Zu den immer auftauchenden typischen rechtlichen Fragen hat die Bundesärztekammer ein Gutachten in Auftrag gegeben, das EINE (allerdings sehr relevante) rechtliche Positionierung darstellt: https://www.bundesaerztekammer.de/filead...htsgutachen.pdf

Eine Zusammenfassung des Rechtsgutachtens gibt es hier: https://www.bundesaerztekammer.de/filead...ten_Synopse.pdf

Und insgesamt sehr gute fachliche Infos - zielgruppengerecht aufbereitet - sind hier zu finden: https://nfdm.gematik.de/

NFDM ist nicht nur der Notfalldatensatz (NFD), das stimmt. Allerdings ist der sogenannte Datensatz "Persönliche Erklärungen" (DPE) im Gesetz durch mehrere "Anwendung der eGK" "definiert": § 291a Abs. 3 Nr. 8 und 9.

Und hier gilt natürlich, das der Versicherte diesen sogar - im Unterschied zum NFD - selbst anlegen kann.

Auch hier gibt es zusätzliche Anreize im PDSG! Die Vergütung wird ab Inkraftreten des Gesetzes für ein Jahr verdoppelt: § 87 Abs. 2 Satz 22. Wir (s. meine Firma ;-)) stellen uns da natürlich ein etwas nachhaltigeres Modell vor, aber immerhin ein Anreiz.

Ganz so finster ist es nicht, momentan 8,79€ also ca 17€ für die Anlage NFD... https://www.kbv.de/tools/ebm/html/01640_...2460660768.html

Das ist ein obligater Leistungsinhalt, kann jedoch nicht wirklich überprüft werden, oder? Wie soll die Notwendigkeit widerlegt werden? Ich verstehe, worum es Dir geht - vielleicht ist es jedoch schwer, im System die Leistung ohne Notwendigkeit und nur "aus Interesse des Patienten" zu bezahlen (?)

Es sollten ja auch hauptsächlich medizinisch notwendige NFD angelegt werden. Sinnvoll ist ein NFD natürlich auch, wenn nur die Kontaktdaten der im Notfall zu benachrichtigenden Person angegeben werden, aber das wird nicht der Massenfall und auch nicht der Aufwandstreiber sein. Aber richtig, dieser Fall stünde theoretisch zur Disposition. Und so ist die "Klausel" auch gedacht.
Noch gibt es ja keinen Anspruch im Gesetz. Da stand eher das folgende Szenario Pate für die "Klausel": ein böswilliger Arzt legt massenhaft NFD nur mit Kontaktdaten an kassiert ganz schwer ab. und Wichtig ist die Vergütung, bei den Fällen, in denen tatsächlich medizinisch relevante Daten auszuwählen und zusammenzustellen sind. Im besten Falle natürlich optimal unterstützt vom Praxisverwaltungssystem...Insofern tatsächlich nicht ganz falsch der Hinweis mit dem Anspruch des Versicherten über einige Dinge noch mal im Detail nachzudenken.